Manche Frauen….
Der andere Mann
Du lernst ihn in einer Gesellschaft kennen.
Er plaudert. Er ist zu dir nett.
Er kann dir alle Tenniscracks nennen.
Er sieht gut aus. Ohne Fett.
Er tanzt ausgezeichnet. Du siehst ihn dir an..
Dann tritt zu euch beiden dein Mann.
Und du vergleichst sie in deinem Gemüte.
Dein Mann kommt nicht gut dabei weg.
Wie er schon dasteht – du liebe Güte!
Und hinten am Hals der Speck!
Und du denkst bei dir so: „eigentlich …
Der da wäre ein Mann für mich ! “
Ach, gnädige Frau! Hör auf einen wahren
Und guten alten Papa!
Hättst du den Neuen: in ein, zwei Jahren Ständest du ebenso da!
Dann kennst du seine Nuancen beim Kosen;
Dann kennst du ihn in Unterhosen;
Dann wird er satt in deinem Besitze;
Dann kennst du alle seine Witze.
Dann siehst du ihn in Freude und Zorn,
Von oben und unten, von hinten und vorn …
Glaub mir: wenn man uns näher kennt,
Gibt sich das mit dem happy end.
Wir sind manchmal reizend, auf einer Feier …
Und den Rest des Tages ganz wie Herr Meyer.
Beurteil uns nie nach den besten Stunden.
Und hast du einen Kerl gefunden,
Mit dem man einigermaßen auskommen kann:
dann bleib bei dem eigenen Mann!
Kurt Tucholsky (1890-1935)
wieder einmal von Lyricmail
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Es wird niemand direkt angesprochen. Ich wollte es nur mal sagen 😈
Dienstag, 20. Januar 2009 um 17:27:16
Wenn man mal ganz genau darüber nachdenkt, hat der Text auch was Wahres. Wenn ich daran zurück denke wie es so war. Sieht man eine Frau oder auch einen Mann in einem schönen Kleid oder Anzug, hübsch und gepflegt und die Person macht einen guten Eindruck dann findet man sie automatisch irgendwie anziehend. Aber ich finde das hält nicht lange, das ist ein Augenblick den man gerne genießt aber das Vertraute in einer Beziehung ist hingegen viel schöner und viel mehr wert. Also ich finde das zumindest so. Der Text ist allerdings sehr schön.